Hörgeräte Arten, Typen, Modelle - Welche Hörgeräte gibt es?

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    Hörgeräte Arten, Typen, Modelle - Welche Hörgeräte gibt es?

    Das Paradox of Choice beschreibt in der Psychologie ein Phänomen, bei dem eine zu große Auswahl an Möglichkeiten den Entscheidungsprozess negativ beeinflusst und zumeist zu einer Verzögerung der endgültigen Entscheidung führt. Die Wahl des richtigen Hörgeräts aus der Masse des Angebots kann schnell überfordernd wirken oder gar zu Frustration führen. Um einen Ansatz der Erleichterung zu bieten, gibt Ihnen dieser Blogartikel einen Überblick über verschiedene Typen von Hörgeräten sowie deren Vor- und Nachteile. Zu beachten ist dabei, dass es sich stets um eine höchst individuelle Entscheidung handelt, die von personalen Faktoren, wie den optischen Ansprüchen, technischen Erwartungen und dem Grad des Hörverlusts, abhängt.

    Hörgeräte Übersicht: Welche Formen von Hörgeräten gibt es?

    Zunächst lässt sich eine generelle Unterscheidung in In-dem-Ohr- (IdO) und Hinter-dem-Ohr- (HdO) Hörgeräte vornehmen. Die unterschiedlichen Bauweisen arbeiten mit verschiedenen technischen Umsetzungen, um Ihr Hörvermögen zu steigern. Dabei lassen sich bei beiden Trageformen jeweils weitere Unterformen ausmachen, die im Folgenden aufgeführt werden.

    In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO)

    IdO-Geräte funktionieren mit einer geschlossenen Versorgung, bei der der äußere Part des Gehörgangs durch das Hörgerät selbst größtenteils verschlossen ist. Dank einer individuellen Anpassung an Ihr Ohr, sitzt das Hörgerät optimal im Gehörgang, wodurch eine Belüftung gewährleistet und zugleich eine direkte Übertragung der Töne ermöglicht wird. Folglich wird die natürliche Leistung gänzlich ausgenutzt und sorgt so für die Einsetzbarkeit bei einem breiten Spektrum an Hörproblemen.

    Ihren Namen erhalten die IdO-Geräte aufgrund ihrer Platzierung im Ohr. Dabei wird zwischen Concha-Geräten, die in der Ohrmuschel platziert werden, Gehörgangs-Geräte, die einen tieferen Sitz im Gehörgang haben und Modellen, die völlig in letzterem verschwinden, unterschieden.

    Unterarten der In-dem-Ohr-Hörgeräte im Überblick:

    ITE Hörgeräte (In the Ear = Im Ohr)

    ITE-Hörgeräte sitzen in der Ohrmuschel und füllen diese komplett aus.

    ITC Hörgeräte (In the Canal = Im Gehörgang)

    Die ITC-Hörgeräte werden in den Gehörgang eingesetzt, wodurch die Ohrmuschel frei bleibt und eine subtile Trageweise möglich ist.

    CIC Hörgeräte (Completely in the Canal = Komplett im Gehörgang)

    Für eine besonders unauffällige Hörlösung bieten sich CIC-Geräte an. Diese gelten als kleinstes IdO, verschwinden völlig im Ohr und können mithilfe eines Nylonzugfadens wieder aus diesem entfernt werden.

    IIC Hörgeräte (Invisible in the Canal = Unsichtbar im Gehörgang)

    Ein IIC-Hörgerät sitzt noch tiefer im Gehörgang als das CIC, somit wird es nahezu unsichtbar im Ohr.

    Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO)

    Bei der offenen Versorgung, die bei den HdO-Hörgeräten vorzufinden ist, erreichen die Schallwellen auf natürliche Weise das Trommelfell, da die Ohrmuschel nicht durch das Hörgerät besetzt wird. Stattdessen sitzen die Geräte, wie der Name verspricht, hinter dem Ohr, ein Stück oberhalb der Ohrmuschel. Über einen durchsichtigen Schlauch werden die Schallwellen zum Ohrpassstück geleitet, das im Gehörgang sitzt und für einen guten Halt des Hörgerätes sorgt. Die Bauteile und der Lautsprecher sind dabei sicher im Gehäuse integriert, sodass HdO-Geräte auch als wasser-, schweiß- oder staubresistent erhältlich sind.

    Unterarten der Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte im Überblick:

    BTE Hörgeräte (Behind the Ear = mit Schallschlauch)

    Hörsysteme, die hinter dem Ohr sitzen und mithilfe eines Schallschlauchs Schall in den Gehörgang leiten, werden als BTE bezeichnet. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Lautsprecher im Gehäuse des Hörgerätes sitzt. Je nach Schwere des Hörverlusts, sind Schallschläuche in verschiedenen Durchmessern verwendbar.

    RIC Hörgeräte (Receiver in Canal = Mit Ex-Hörer)

    RIC-Modelle sind unauffälliger als andere HdO-Geräte, jedoch sitzen sie ebenfalls hinter dem Ohr. Ein dünnes Kabel stellt die Verbindung zum Lautsprecher her, der seinen Platz im Gehörgang findet. Demzufolge gelten RIC-Hörgeräte als besonders ästhetisch ansprechend, während sie für jedes Ohr geeignet und äußerst effektiv sind.

    Weitere Arten von Hörgeräten in Kurzfassung:

    Knochenleitungshörgeräte

    Knochenleitungshörgeräte sind in Form einer Brille gestaltet, deren Bügel eng am Kopf anliegt. Somit wird der Schall auf den Schädelknochen übertragen und über diesen hörbar. Besonders Personen, die häufig an Mittelohrentzündungen leiden, profitieren von dieser Hörgeräteform.

    Cochlea-Implantat

    Chochlea-Implantate zielen darauf ab, die noch bestehende, natürliche Hörfunktion zu nutzen und die in der Hörschnecke (Cochlea) fehlenden Sinneszellen zu überbrücken. Realisiert wird dies über die Stimulation des Hörnervs.

    Tinnitus Noiser

    Wer Tinnitus hat, weiß, wie sehr die ständigen Störgeräusche den Alltag beeinträchtigen können. Zur Lösung des Problems übertragen Tinnitus Noiser Töne an das Hörgerät, um den eigentlich Tinnitus zu überlagern.

    Unterschiede: IdO- oder HdO-Hörgeräte

    Die verschiedenen Bauweisen der Hörgerätearten bergen je Vor- und Nachteile, die auf Grundlage persönlichen Ermessens die Auswahl beeinflussen können. Schwerpunktmäßig grenzen sich die Geräte aufgrund ihres Designs und somit ihrer Auffälligkeit beim Tragen voneinander ab. Zudem bedingt die variierende Größe eine Variation in den technischen Ausstattungsmöglichkeiten, wodurch die Eignung für bestimmte Schweregrade von Hörschädigung bestimmt wird.

    Vorteile von IdO-Hörgeräten

    In puncto Unauffälligkeit überzeugen die subtil tragbaren, teilweise nahezu unsichtbaren IdO-Hörgeräte. Ihr Sitz innerhalb des Ohrs sorgt für einen optimalen Tragekomfort, der sich insbesondere beim Tragen einer Brille und beim Sport als praktisch erweist, da ein Hängenbleiben aufgrund ihrer geschützten Lage vermieden wird. Mit der Maßanfertigung sowie der technischen Ausstattung wird sichergestellt, dass die Gegebenheiten des Ohrs effektiv genutzt werden. Hieraus resultiert wiederum ein natürliches Klangerleben.

    Nachteile von IdO-Hörgeräten

    Nachteilig bei den IdO-Hörgeräten ist ihre auf leichte bis mäßige Hörschädigungen begrenzte Einsetzbarkeit, während der Preisfaktor eine besondere Belastung darstellt. Technisch gesehen müssen durch den begrenzten Platz Abstriche in der Ausstattung, wie beispielsweise das Fehlen eines Audioanschlusses oder einer T-Spule (nur bei Concha-Geräten verbaut), in Kauf genommen werden. Ein weiterer Aspekt der Größe ist die Eignung des Gehörgangs, welcher eine gewisse Größe haben muss, um das Einsetzen zu ermöglichen. Letztlich ist eine verkürzte Laufzeit im Vergleich zu HdO-Hörgeräten zu bedenken.

    Vorteile von HdO-Hörgeräten

    Auch bei mittleren bis schweren Hörverlusten oder kleinen Gehörgängen können HdO-Hörgeräte eingesetzt werden. Heutzutage finden sich dabei, auch bei vergleichbar größerer Bauchweise, elegante, stilvolle Lösungen mit klassischen Designs. Der Größenfaktor ermöglicht dem HdO eine stärkere Leistungsfähigkeit, da mehr Raum für größere Batterien vorhanden ist. Folglich besteht ein weiterer Vorteil in der verlängerten Laufzeit und der Verbindungsmöglichkeit zu externen Geräten. Im Umgang mit den Hörgeräten lässt sich zudem eine vereinfachte Bedienbarkeit, Reinigung und Einstellung verzeichnen, ebenfalls durch die Größe begünstigt.

    Nachteile von HdO-Hörgeräten

    Trotz minimalen Designs bleiben HdO-Hörgeräte in ihrer Trageweise auffälliger als die versteckten IdO-Geräte. Dieser Nachteil ist bei RIC-Modellen zwar behoben, dafür besteht hier ein erhöhter Pflegeaufwand. Aufgrund der Gefahr des Hängenbleibens eignen sich HdO-Geräte weniger gut für Brillenträger und können auch beim Maskentragen zum Störfaktor werden. Schließlich lässt sich bemängeln, dass keine Nutzung der natürlichen Funktion der Ohrmuschel stattfindet, wie dies bei IdO-Geräten der Fall ist.

    Batterie oder Akku?

    Neben der Entscheidung, ob das neue Hörgerät im oder hinter dem Ohr sitzen soll, ist auch abzuwägen, ob es mit Batterie- oder Akkubetrieb laufen soll. Auch hier handelt es sich um ganz persönliche Präferenzen, die individuell zu durchdenken sind.

    Während Hörgeräte mit Batterie eine recht lange Laufzeit bieten und ein durchgängiges Tragen ermöglichen, benötigen Hörgeräte mit Akku eine nächtliche Aufladung, um den Tag über das Hören zu gewährleisten. Akkugeräte bieten der Vorteil, dass Powerbanks mitgeführt werden können, um unterwegs laden zu können. Dabei ist der Akkustand meist in den Apps zu den jeweiligen Hörgeräten einsehbar. Für den Fall, dass das Batteriegerät unterwegs ausfällt, müssen hingegen stets Wechselbatterien mitgeführt werden. Der häufige Wechsel kann nicht nur eine motorische Herausforderung darstellen, sondern ist besonders vor einem Umweltaspekt kritisch zu hinterfragen.

    Preislich stellen die Akkugeräte eine höhere finanzielle Belastung in der Anschaffung dar. Zugleich besteht bei Batterie-Hörgeräten eine laufende Ausgabe in Form der Ersatzbatterien, während ein Akkuwechsel nur ungefähr alle fünf Jahre durchgeführt werden muss, dafür aber einen höheren Kostenpunkt aufweist. Letztlich ist zu bedenken, dass bei besonders schweren Hörverlusten die Leistungsfähigkeit von Hörgeräten mit Akku nicht immer ausreichend ist.

    Fazit: Welche Hörgeräteart ist die Richtige für mich?

    Dieser Artikel hat einen Überblick darüber gegeben, welche Arten von Hörgeräten Ihnen beim Kauf zur Verfügung stehen. Welches Hörgerät schlussendlich das Richtige für Sie ist, können Sie letztlich nur auf Basis Ihrer individuellen Vorlieben entscheiden. Haben Sie einen leichten bis mittleren Hörverlust, tragen Sie eine Brille, oder legen Sie besonderen Wert auf eine subtile Trageweise? Dann sind möglicherweise IdO-Hörgeräte für Sie geeignet. Beim Wunsch nach erhöhter Leistungsfähigkeit, vereinfachter Handhabung, sowie bei schweren Hörschädigungen, sollten Sie einen näheren Blick auf HdO-Hörgeräte werfen.